Rückblick: 3. Tag für die exzellente Lehre an der FH Köln

Vor drei Wochen  – genauer am 7. Juni – war ich eingeladen, am 3. Tag für die exzellente Lehre an der FH Köln einen Workshop zu gestalten. Einen Themenvorschlag vom ortsansässigen Kompetenzteam Hochschuldidaktik gab’s gleich dazu: „Lernerfolg durch Feedback. E-Portfolios mit tutoriellem Feedback ergänzen“. Außerdem hatte ich mit Susanne Gotzen von der FH Köln sozusagen einen „Workshop-Buddy“. Sie hat mich tatkräfig bei der Vorbereitung und Durchführung des Workshops unterstützt. Wir entschlossen uns, in dem Workshop mit den TeilnehmerInnen zwei Fragen zu be- und erarbeiten:

  1. Welche(n) Zweck(e) kann Feedback auf E-Portfolio-Arbeit erfüllen und was sind jeweils Gestaltungselemente zur Erreichung dieses Zwecks?
  2. Wie kann man als Lehrender abhängig von der Zielsetzung der E-Portfolio-Arbeit und den Rahmenbedingungen in einer Veranstaltung zu einer Entscheidung kommen, ob Peer-Feedback, tutorielles Feedback oder Dozenten-Feedback angezeigt ist?

Beim Workshop selber bemerkten wir allerdings, dass wir zu voraussetzungsreich dachten: Der Großteil der Teilnehmer hatte noch keine Vorkenntnisse in Sachen E-Portfolio-Arbeit – obwohl der Workshop in der Ankündigung keine Einführung in eben diese versprach. So entfiel mehr Zeit als eingeplant darauf, zu erklären, was E-Portfolio-Arbeit sein kann und unser großer letzter Block „Wie bereite ich Peers/Tutoren auf das Feedback-Geben vor?“ fiel damit leider quasi aus. Zum Glück hatten wir umfangreiche Handouts vorbereitet.

Ich hoffe, dass der Workshop für die Teilnehmer dennoch interessant und lehrreich war. Für mich war er das auf alle Fälle: Zum einen hab ich (mal wieder) erfahren, wie herausfordernd es ist, eine Veranstaltung zielgruppenadäquat zu gestalten. Zum anderen – und das ist der wichtigste Nutzen für mich persönlich – hatte ich beim Workshop die Gelegenheit, ein paar der digitalen „Werkzeuge“ zu testen (und mit einem Fragebogen zu evaluieren), die im Rahmen meiner Diss entstehen. In meinem Diss-Projekt mit dem Arbeitstitel „Feedbacks geben und deren Rezeption unterstützten“ entwickele ich ja ein mediengestütztes Qualifzierungsprogramm für Hochschullehrende, das diese darin unterstützen soll, für die eigene Lehrveranstaltung Feedback-Strategien zu entwickeln, die auch tatsächlich zum eingesetzten (formativen und/oder summativen) Assessment passen. Neben einem papierbasierten Prototypen für einen „Entscheidungsbaum“ zum Feedback beim Einsatz von E-Portfolios (in Großgruppen) habe ich auch einen von mir mit dem Tool PowToon erstellten Trailer getestet:

Mit eben solchen kurzen Trailern werde ich in meinem (Selbst-) Lernangebot jeweils in ein Szenario einführen, um in Anschluss daran aufzuzeigen, anhand welcher Dimensionen man als Lehrender zu einer Entscheidung gelangen kann, welche Form von Feedback Sinn macht. Auf einer weiteren Ebene dahinter liegen dann konkrete Materialien und Vorlagen, die für die individuelle Gestaltung des Feedback-Prozesses genutzt werden können. Neben dem Baustein „Feedbacks geben“ widmet sich das Qualifizierungsangebot übrigens auch der Frage, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchen Unterstützungsmaßnahmen es wahrscheinlich wird, dass die Studierenden das Feedback auch tatsächlich nutzen.

Übrigens: Der Trailer wurde von den Workshop-Teilnehmern sehr positiv bewertet. Schwierigkeiten gibt es bislang mit dem Entscheidungsbaum. Zum einen liegt das sicherlich daran, dass dieser im Workshop nur papierbasiert zum Einsatz kam (er soll eigentlich interaktiv sein), aber auch daran, das nicht genug Zeit zur Einführung in die Handhabung des Tools übrig blieb.

Ich verzichte an dieser Stelle darauf, Informationen zum 3. Tag für die exzellente Lehre an sich zu tun, denn da ist die FH Köln selber aktiv – ebenfalls mit einem Blog. Im Laufe der nächsten Wochen werden dort stets neue Informationen rund um die gehaltenen Vorträge und durchgeführten Workshops eingestellt. Ich finde, das ist eine gute Idee, und freue mich schon auf die Rückschau auf meinen Workshop, die am 22. online gehen soll.

P.S.: Wer von den Mitlesenden selber in der Hochschullehre aktiv ist und Interesse hat, bei der nächsten Evaluationsrunde einen Blick auf die entstehenden Tools und Werkzeuge zu werfen, ist herzlich eingeladen, sich hier im Blog oder per E-Mail bei mir zu melden!

Wer bin ich – und wenn ja wie viele?

„Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ diese Frage habe ich mir in Anlehnung an das populäre Buch von Richard David Precht bei meinem Besuch der DGHD Jahrestagung 2013 gestellt. Es war mein erster Besuch bei „den Hochschuldidaktikern“ und er führte mich vom 3. bis 6. März an die Hochschule Magdeburg-Stendal.

h2_logo_RGBIch hatte die Möglichkeit, am 4. März im Rahmen des Promovierendenforums den aktuellen Stand meiner Disseration vorzustellen. Im Zentrum stand dabei für mich nicht, eine Horizont-erweiterende inhaltliche oder forschungsmethodische Rückmeldung zu erhalten. In erster Linie ging es für mich darum, mal „vorzufühlen“, auf welche Resonanz mein Ansatz, Lehrende für das Geben von Feedback an Studierende in Lehrveranstaltungen zu qualifzieren, wohl in der Community der Hochschuldidaktiker stoßen würde. Die Rückmeldungen waren erfreulicherweise positiv und ich konnte eine Reihe von Interessenten gewinnen, die sich mein Qualifizierungskonzept samt Werkzeugkasten gerne ansehen würden. Hoffentlich ist es im Sommer endlich soweit, dass ich einen ersten Prototypen aus der Hand geben kann.

Aber was hat nun meine Überschrift mit der DGHD Jahrestagung 2013 zu tun? Neben der Vorstellung des Diss-Standes war es mir ein besonderes Anliegen, mir einen Eindruck von der hochschuldidaktischen Community zu verschaffen. Bereits beim Jungen Forum Hochschul- und Mediendidaktik 2012 in Hamburg konnte ich mir ein erstes Bild machen. Aber was sind die aktuellen Felder hochschuldidaktischer Forschung? Was sind typische Untersuchungsdesigns? Wie ist das Selbstverständnis, der in der Hochschuldidaktik Beschäftigten? Diese Fragen habe ich mit nach Magedeburg gebracht. Das Motto der Tagung war „Professionalisierung der Hochschuldidaktik“. Dazu ein Auszug aus dem Call for Papers:

Die dghd möchte mit der 42. Jahrestagung ein Forum für den Diskurs anbieten, wie professionelle Arbeit in hochschuldidaktischen Maßnahmen und strukturellen Interventionen in Studium und Lehre wissenschaftlich fundiert und praktisch entwickelt und umgesetzt werden kann. Ziel muss es sein, dass entsprechende Ergebnisse hochschuldidaktischer Forschung und Arbeit qualitätsvoll und nachhaltig verankert werden.

Ich glaube, dass der Diskurs durchaus stattgefunden hat; von einem gemeinsamen Nenner ist man aber sicherlich noch weit entfernt. So sagte ein Referent in seinem Beitrag sinngemäß: „Hochschuldidaktische Einrichtungen möchten gerne stärker in der Forschung aktiv sein.“ Der folgende Referent hielt jedoch gleich mit einem „Wir verstehen uns als Service-Einrichtung unserer Hochschule und tun unser Möglichstes, einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung der Lehre zu leisten“ dagegen. Dabei sind nach meinem Verständnis beide Dinge durchaus gut unter einen Hut zu bringen – siehe z.B. Gabis Texte zur entwicklungsorientierten Bildungsforschung.

Es gibt sicherlich eine ganze Reihe an Einflussfaktoren, die das Selbstverständnis in der Hochschuldidaktik tätiger Personen prägen. Z.B. a) welche organisationale Aufhängigung ihre Arbeitsstelle innerhalb der Hochschule hat, b) welche Aufgaben typischerweise durch diese Arbeitsstelle wahrgenommen werden, c) welchen fachlichen Hintergrund diese Person hat und d) ob die Person bereits selber forschend aktiv geworden ist. Wenn man nun als „Neuer“ in einer hochschuldidaktischen Einrichtung landet (z.B. im Rahmen der zahlreichen Programme im Qualitätspakt Lehre), so ist es sicherlich eine große Herausforderung, sich und die eigene Arbeitstätigkeit in diesem Kontext neu zu definieren. Also tatsächlich die Frage zu beantworten: Wer bin ich – und wenn ja wie viele? Bin ich z.B. Servicedienstleister und/oder Forschung – und in welchem Verhältnis stehen diese Aufgaben zueinander? Aber auch: Mit welchem Verständnis von Forschung (geprägt z.B. durch die eigene Fachkultur) gehe ich an diese Aufgaben heran? Die oben genannten Einflussfaktoren wie auch das Selbstverständnis aller anderen in diesem Arbeitskontext tätigen Personen sind für die Beantwortung dieser Frage eine Herausforderung.

Also wohin kann, soll und wird der Weg einer Professionalisierung der Hochschuldidaktik uns führen? Als eher am Rande der Disziplin Stehende kann ich keine Vorhersage treffen; sehr wohl aber meine Einschätzung abgeben. Ich glaube, dass es für die Hochschuldidaktik wichtig wäre, noch stärker in den Dialog untereinander sowie mit angrenzenden Fachdisziplinen zu treten, um im Sinne einer Community of Practice orientiert an gemeinsamen Interessen stärker zusammenzuwachsen. Nur so kann so etwas wie eine gemeinsame Identität entstehen, die ich für die Etablierung von gewissen Standards und forschungsmethodischen Vorgehensweisen für unabdingbar halte. Dabei bin ich keineswegs dogmatisch. Über die Potentiale von z.B. Mixed Methods Ansätzen (für die ich mich seit meinem Besuch der Summer School in Ljubljana begeistere) für die Hochschulforschung berichtet z.B. Prof. Gläser-Zikuda – bzw. wollte berichten, denn die Keynote fiel leider kranksheitsbedingt aus, doch freundlicherweise wurden die Folien zur Verfügung gestellt. Es hätte mich sehr interessiert, auf welche Resonanz ihr Vortrag bei der DGHD Jahrestagung gestoßen wäre. Vielleicht wäre diese Keynote tatsächlich ein toller Anker gewesen, um miteinander über den Stellenwert von Forschung in der Hochschuldidaktik zu diskutieren.

Wer weiß, vielleicht kann ja die eine oder andere im Kontext Hochschuldidaktik angefertigte Dissertation auch ihren Beitrag dazu leisten…