Feedback an Hochschulen 2007 und 2012

Durch Gabis amüsanten Beitrag über „Dackel, Pudel und Hunde“ bin ich auf den Studienqualitätsmonitor 2012 des HIS-Instituts für Hochschulforschung aufmerksam geworden. Beim Durch“blättern“ bin ich auf den Abschnitt „Qualität der Betreuung durch Lehrende“ gestoßen. Dort heißt es auf Seite 14 zum Thema Feedback:

Einen zentralen Bestandteil von Betreuungsqualität stellen Rückmeldungen/ Feedback zu den Studienleistungen dar. Nur jede(r) zweite Studierende an einer Fachhochschule im Bundesgebiet (50 %) und 45 % der Studierenden an einer Universität bewerten allerdings die Rückmeldungen/ das Feedback der Lehrenden zu Hausarbeiten, Klausuren und Übungen positiv.

Noch interessanter als diese Momentaufnahme finde ich eigentlich die Frage: Wie kann man diesen Wert im Vergleich mit den Vorjahren bewerten? In dem Moment hatte ich ein Déjà-vu: Für meine Masterarbeit hatte ich damals bereits den Studienqualitätsmonitor 2007 für die Relevanbegründung herangezogen. In diesem (übrigens wesentlich umfangreicheren) Bericht wird nicht nur zwischen Fachhochschulen und Universitäten, sondern auch noch zwischen Professoren und anderen Lehrenden als Feedback-Geber unterschieden (S. 35):
Quelle: Bargel, T.; Müßig-Trapp, P. & Willige, J. (2008). Studienqualitätsmonitor 2007. HIS-Institut für Hochschulforschung. Hannover.

Quelle: Bargel, T.; Müßig-Trapp, P. & Willige, J. (2008). Studienqualitätsmonitor 2007. HIS-Institut für Hochschulforschung. Hannover.

Das macht den Vergleich natürlich etwas schwieriger. Tendenziell lässt sich aber festhalten, dass sich die Zufriedenheit der Studierenden mit den Rückmeldungen ein kleines bisschen verbessert hat. Aber immer noch kann „Feedback“ als eine der größten Baustellen in Sachen Lehrqualität bezeichnet werden. Im Bericht von 2007 wird das auch nachdrücklich kritisiert (S. 36):

Wenn über unzureichende Rückmeldungen und Feedbacks ein gutes Viertel bis über die Hälfte der Studierenden klagen, dann besteht darin ein gravierendes Manko der Studienqualität an den Hochschulen, besonders an den Universitäten. Das Ausbleiben solcher Information und Orientierung lässt die Studierenden allzu sehr in Unklarheit über ihren Leistungsstand und ihr Leistungsvermögen; dadurch wird ihre Motivation und Lernstrategie beeinträchtigt, der sukzessive Studienfortgang und die Lernfortschritte werden behindert.

Aber das ist natürlich nur eine Seite der Medaille. Aus eigener Erfahrung – und in der Literatur wird es auch zunehmend betont – hapert es zudem häufig an der Rezeption, Reflexion und ggf. Nutzung des Feedbacks seitens der Studierenden. Feedback zu geben ist also allenfalls notwendig, aber nicht hinreichend, um tatsächlich die Prozesse in Gang zu setzen, die man mit dem Feedback anstrebt.

Tja, aber warum beschäftigt mich das überhaupt so? Ziel meiner Diss ist ja die Entwicklung eines Qualifzierungsprogramms für Hochschullehrende, das genau da ansetzt: Lehrende darin zu unterstützen, eine Feedback-Strategie für Ihre Veranstaltung(en) zu entwickeln, die beide Seiten der Medaille im Blick hat. Welche Feedback-Inhalte und -Formen sind angesichts von Veranstaltungstypus, Lehrzielen, Assessment-Form, Anzahl der Studierenden etc. angezeigt? Und: Wie können Studierende stärker in diesen Prozess involviert werden und langfristig ihre Fähigkeiten zur Selbstregulation ausbauen? Es geht mir kurz gesagt um nachhaltiges Feedback (siehe: „Developing Suistainable Feedback Practices“; Carless, Salter, Yang & Lam, 2010). Dieses hat nicht nur das Ziel, Lob, Kritik und Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf eine bestimmte Aufgabenstellung an den Lernenden zu kommunizieren; sondern mit dem Lernenden über Lernziele, Lernprozesse, Aufgaben, Bewertungskriterien, uvm. in den Dialog zu treten und ihn im Feedback-Prozess in eine aktive Rolle zu versetzen. Feedback ist hier also ein integraler Bestandteil des gesamten didaktischen Konzepts und nicht nur ein „Add-On“.

Die Entwicklung dieses hochschuldidaktischen Angebots ist anspruchsvoller, als ich es zunächst eingeschätzt hatte. Bei meinen den Entwicklungsprozess begleitenden Erprobungen in der Praxis fällt mir immer wieder auf, dass das Thema (insbesondere in Verbindung mit dem Stichwort „Assessment“) für viele Teilnehmer Neuland ist. Seit dem Studienqualitätsmonitor von 2007 scheint sich in dieser Hinsicht nichts verändert zu haben (S. 36):
In diesem Ausbleiben konkreter Leistungsrückmeldungen und eines allgemeinem Feedbacks zum Lernfortschritt kann auch ein Versäumnis der Hochschuldidaktik gesehen werden, die sich offenbar bislang wenig mit dieser Problematik befasst hat.

Drückt mir die Daumen, dass ich daran etwas ändern kann.

Buchprojekt Hochschuldidaktik 2014

Gabi hat bereits vor einigen Wochen auf unser aktuelles Schreib-Vorhaben hingewiesen: Basierend auf dem von Gabi verfassten Studientext Didaktisches Design werden wir im Laufe des nächsten Jahres zusammen mit Sandra Hofhues ein hochschuldidaktisches Buch auf den Weg bringen. Das „Auftakttreffen“ dazu liegt bereits hinter uns; erste Ziele, aber auch „Nicht-Ziele“ haben wir festgelegt und uns über den Charakter des Buches Gedanken gemacht.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Auch, weil ich das Gefühl hab, dass wir trotz einer gemeinsamen Zielrichtung eher komplementäre Interessen haben, was die Arbeitsteilung erleichtern sollte. Regelmäßiger Austausch und die eben jetzt laufende wichtige Phase des „Fahrplan-Festlegens“ bringen uns sicherlich zu einem stimmigen Endprodukt.

Rückblick: 3. Tag für die exzellente Lehre an der FH Köln

Vor drei Wochen  – genauer am 7. Juni – war ich eingeladen, am 3. Tag für die exzellente Lehre an der FH Köln einen Workshop zu gestalten. Einen Themenvorschlag vom ortsansässigen Kompetenzteam Hochschuldidaktik gab’s gleich dazu: „Lernerfolg durch Feedback. E-Portfolios mit tutoriellem Feedback ergänzen“. Außerdem hatte ich mit Susanne Gotzen von der FH Köln sozusagen einen „Workshop-Buddy“. Sie hat mich tatkräfig bei der Vorbereitung und Durchführung des Workshops unterstützt. Wir entschlossen uns, in dem Workshop mit den TeilnehmerInnen zwei Fragen zu be- und erarbeiten:

  1. Welche(n) Zweck(e) kann Feedback auf E-Portfolio-Arbeit erfüllen und was sind jeweils Gestaltungselemente zur Erreichung dieses Zwecks?
  2. Wie kann man als Lehrender abhängig von der Zielsetzung der E-Portfolio-Arbeit und den Rahmenbedingungen in einer Veranstaltung zu einer Entscheidung kommen, ob Peer-Feedback, tutorielles Feedback oder Dozenten-Feedback angezeigt ist?

Beim Workshop selber bemerkten wir allerdings, dass wir zu voraussetzungsreich dachten: Der Großteil der Teilnehmer hatte noch keine Vorkenntnisse in Sachen E-Portfolio-Arbeit – obwohl der Workshop in der Ankündigung keine Einführung in eben diese versprach. So entfiel mehr Zeit als eingeplant darauf, zu erklären, was E-Portfolio-Arbeit sein kann und unser großer letzter Block „Wie bereite ich Peers/Tutoren auf das Feedback-Geben vor?“ fiel damit leider quasi aus. Zum Glück hatten wir umfangreiche Handouts vorbereitet.

Ich hoffe, dass der Workshop für die Teilnehmer dennoch interessant und lehrreich war. Für mich war er das auf alle Fälle: Zum einen hab ich (mal wieder) erfahren, wie herausfordernd es ist, eine Veranstaltung zielgruppenadäquat zu gestalten. Zum anderen – und das ist der wichtigste Nutzen für mich persönlich – hatte ich beim Workshop die Gelegenheit, ein paar der digitalen „Werkzeuge“ zu testen (und mit einem Fragebogen zu evaluieren), die im Rahmen meiner Diss entstehen. In meinem Diss-Projekt mit dem Arbeitstitel „Feedbacks geben und deren Rezeption unterstützten“ entwickele ich ja ein mediengestütztes Qualifzierungsprogramm für Hochschullehrende, das diese darin unterstützen soll, für die eigene Lehrveranstaltung Feedback-Strategien zu entwickeln, die auch tatsächlich zum eingesetzten (formativen und/oder summativen) Assessment passen. Neben einem papierbasierten Prototypen für einen „Entscheidungsbaum“ zum Feedback beim Einsatz von E-Portfolios (in Großgruppen) habe ich auch einen von mir mit dem Tool PowToon erstellten Trailer getestet:

Mit eben solchen kurzen Trailern werde ich in meinem (Selbst-) Lernangebot jeweils in ein Szenario einführen, um in Anschluss daran aufzuzeigen, anhand welcher Dimensionen man als Lehrender zu einer Entscheidung gelangen kann, welche Form von Feedback Sinn macht. Auf einer weiteren Ebene dahinter liegen dann konkrete Materialien und Vorlagen, die für die individuelle Gestaltung des Feedback-Prozesses genutzt werden können. Neben dem Baustein „Feedbacks geben“ widmet sich das Qualifizierungsangebot übrigens auch der Frage, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchen Unterstützungsmaßnahmen es wahrscheinlich wird, dass die Studierenden das Feedback auch tatsächlich nutzen.

Übrigens: Der Trailer wurde von den Workshop-Teilnehmern sehr positiv bewertet. Schwierigkeiten gibt es bislang mit dem Entscheidungsbaum. Zum einen liegt das sicherlich daran, dass dieser im Workshop nur papierbasiert zum Einsatz kam (er soll eigentlich interaktiv sein), aber auch daran, das nicht genug Zeit zur Einführung in die Handhabung des Tools übrig blieb.

Ich verzichte an dieser Stelle darauf, Informationen zum 3. Tag für die exzellente Lehre an sich zu tun, denn da ist die FH Köln selber aktiv – ebenfalls mit einem Blog. Im Laufe der nächsten Wochen werden dort stets neue Informationen rund um die gehaltenen Vorträge und durchgeführten Workshops eingestellt. Ich finde, das ist eine gute Idee, und freue mich schon auf die Rückschau auf meinen Workshop, die am 22. online gehen soll.

P.S.: Wer von den Mitlesenden selber in der Hochschullehre aktiv ist und Interesse hat, bei der nächsten Evaluationsrunde einen Blick auf die entstehenden Tools und Werkzeuge zu werfen, ist herzlich eingeladen, sich hier im Blog oder per E-Mail bei mir zu melden!