Neulich im Deutschen Museum: Rien ne vas plus

Ein wenig Off-Topic, aber dennoch erwähnenswert: Das Deutsche Museum in München braucht eine Generalüberholung. Wie ich darauf komme? Ich war neulich zum ersten Mal seit etwa fünf Jahren wieder da und dann doch recht enttäuscht: Viele der interaktiven Ausstellungselemente („drücke den Knopf und sieh, was passiert“) waren defekt. Hier ist auf alle Fälle eine größere Summe notwendig, um die Ausstellung wieder sehenswert und spannend zu machen.

Natürlich: Die Jahre mitsamt der vielen Besucher gingen nicht spurlos am Museum vorbei und ginge es „nur“ darum, würde ich wohl auch keinen Post verfassen. Viel tragischer ist: Auch die ganz neuen Ausstellungselemente sind stark verbesserungswürdig. Nehmen wir nur mal die Ausstellung zur Nano-Technologie. Die ist einfach aus museumspädagogischer und -didaktischer Sicht schlecht gestaltet: Es gibt keine Einführung in das Thema; die technisch aufwendige (und sicher nicht grad billige) Umsetzung mit „Touch-Vitrinen“ ist völlig unverständlich in der Bedienung; die Texte sind so geschrieben, dass man (bzw. ich) sie selbst nach mehrmaligem Lesen nicht (leicht) begreifen kann…. etc. Das zeigt mal wieder: Gut gemeint heißt nicht automatisch gut gemacht. Das haben die Verantwortlichen im Deutschen Museum wohl schon selber erkannt. An der ein oder anderen Vitrine prangte das Schild: „Diese Vitrine wird hinsichtlich einer besseren Verständlichkeit für Sie überarbeitet.“

Auf alle Fälle positiv hervorzuheben ist, dass das Deutsche Museum trotz geringer finanzieller Mittel daran arbeitet, attraktiv und modern zu bleiben. Das zeigt sich z.B. in der Umsetzung von Audioguides als mp3s, die man sich vor seinem Museumsbesuch herunterladen und auf den eigenen Player ziehen kann. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit relativen geringen finanziellen Mitteln (im Vergleich zu den grausigen Touch-Vitrinen aus der Nano-Technologie-Ausstellung) ein attraktives und interessantes Angebot schaffen kann.

Ich bin auf alle Fälle gespannt, ob es demnächst eher bergauf oder bergab geht mit dem Deutschen Museum und werde im nächsten Jahr bestimmt wieder vorbei schauen.

Das Schweigen des Schafs

Schaf

Bildquelle: Jackhynes | Wikimedia Commons

Am vergangenen Freitag, 12.11.2010, war es soweit: In unserem Writers‘ Workshop, den wir in diesem Zyklus zu jedem zweiten Termin unseres Doktorandenkolloquiums abhalten, war ich das Schaf. Das ist nichts Schlimmes – im Gegenteil. Doch um zu erklären, was es damit auf sich hat, muss ich etwas weiter ausholen. Aber nicht zu weit, denn Genaueres kann man bereits im Blog zum Kolloquium und z.B. bei Tara und Tami nachlesen.

Mit der Idee, einen Writers‘ Workshop im Doktorandenkolloquium zu veranstalten, trat Reinhard Bauer letzten Sommer an Gabi heran. Die Grundidee ist, dass sich durch an die Arbeitsweise der Pattern Community angelehnte Workshops mit Peer Review Funktion die (wissenschaftliche) Schreibkomptenz verbessern lässt. Zu diesen Überlegungen ist eine Forschungsnotiz entstanden und in Anlehnung an diese möchte ich kurz die einzelnen Arbeitsphasen und mein „Erleben“ dieser beschreiben.

Phase I: Das Schaf folgt seinem Hirten

In der ersten Phase des Writers‘ Workshops geht es um die Vorbereitung des Textes, der bei der Präsenzveranstaltung durch die Peers diskutiert werden soll. Da ich in meinem Promotionsvorhaben noch relativ am Anfang stehe, erhielt ich die Aufgabe, eine Forschungsnotiz über die Grundidee meiner Diss zu schreiben. Bei den Doktoranden, deren Arbeit schon weiter fortgeschritten ist, wird hingegen am konkreten Diss-Text gearbeitet. Gemeinsam mit meinem Hirten (ich konnte Christian Kohls dafür gewinnen) galt es, den Text so gut wie möglich auszuarbeiten und sowohl formale als auch inhaltliche Schwächen zu verbessern. Da Christian ein Experte im Bereich der didaktischen Pattern ist, konnte ich speziell inhaltlich ganz viel aus dieser Phase mitnehmen. Einen herzlichen Dank nochmal für das umfangreiche Shepherding!

Phase II: Die Herde diskutiert, nur ein Schaf schweigt

Zentrales Merkmal der Präsenzveranstaltung (also des eigentlichen Writers‘ Workshops) ist es, dass ich als Schaf nach einer kurzen Einführung, in der ich aus meinem Text vorlese, der Herde den Rücken zukehren muss. Daraufhin wurde – einem festen Schema folgend und durch einen zuvor bestimmten Moderator begleitet – mein Text diskutiert. Es war auf alle Fälle eine interessante Erfahrung, so viele Leute 45 Minuten lang über den eigenen Text sprechen zu hören. Aber es fiel mir auch schwer, das Gehörte nicht zu kommentieren, was man mir sicherlich angemerkt hat. Einige Male ertappte ich mich beim wilden Nicken oder Kopfschütteln. Ich konnte einige Verbesserungsvorschläge notieren; erfreulicherweise blieb der Grundtenor jedoch ziemlich positiv. Ich muss also nicht noch einmal bei Null anfangen :D

Phase III: Verbesserungspotential abgrasen

In der Nachphase des Writers‘ Workshops (also jetzt) integriere ich noch einige der Verbesserungshinweise, die ich mir während der Präsenzveranstaltung notiert habe. Es waren viele Hinweise dabei, die für mich gut nachvollziehbar waren und die ich gerne aufgreife. Jedoch denke ich, dass es wichtig ist, seinen eigenen Stil zu bewahren, weswegen manche Formulierung so bleibt wie sie ist. Meinem Dank an die gesamte Herde und meinen Hirten tut dies natürlich keinen Abbruch! Ich sage also vielen Dank für die zahlreichen Anregungen und die angenehme Atmosphäre.

Die Forschungsnotiz geht dann auch in Kürze in unserer Rubrik Forschungsnotizen online. Wenn es soweit ist, melde ich mich nochmal mit einem kurzen Post.

Zu Gast bei N2E2

Am 3. November war ich zu Gast beim N2E2-Projekttreffen in Hannover. Das liegt zwar schon ein wenig zurück, aber dennoch möchte ich darüber berichten, da das Treffen a) in Bezug zu meiner Diss steht und ich es b) auch sehr interessant und fruchtbar fand. Aber alles nacheinander…

Was ist N2E2 und warum war ich beim Projekttreffen dabei?

Bei N2E2 handelt es sich um das Niedersächsische Netzwerk für E-Assessment und E-Prüfungen womit mein Interesse, in dieses Netzwerk bzw. das dahinter stehende Projekt hineinzuschnuppern, sofort klar sein dürfte: Schließlich dreht sich mein Promotionsprojekt auch um mediengestütztes (und damit E-) Assessment. Eingeladen zu dem Treffen wurde ich von Marc Krüger, den ich im Zusammenhang mit seiner Promotion bei Gabi kennengelernt habe und der Projekkoordinator bei N2E2 ist. Hier berichtet er selber über das Projekt. Eingeladen wurde ich, da eines der Arbeitspakete von N2E2 darin besteht, Best Practices der Konsortialpartner im Bereich E-Assessment und E-Prüfungen für das gesamte Netzwerk (und hoffentlich auch darüber hinaus) zu dokumentieren. Da dafür der Pattern Ansatz herangezogen werden soll (wie ja auch in meinem Promotionsprojekt) lag es nahe, sich dahingehend ein wenig auszutauschen.

Mit didaktischen Pattern Lösungen für ein Problem in einem spezifischen Kontext dokumentieren

In dem Projekttreffen ging es zwar um alle anstehenden Arbeitspakete, dennoch blieb genug Zeit, um sich ausführlich über die Chancen und Grenzen der Dokumentation von Best Practices mittels didaktischer Pattern auzutauschen. Marc hat diese Idee zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal als Vorschlag eingebracht, so dass es vorrangig darum ging, eine Entscheidung für oder gegen dieses Dokumentationsformat zu treffen. Ich persönlich dachte, die Vorteile der Pattern lägen auf der Hand. Doch de facto hat es doch einige Beispiele und konkreter Erläuterungen gebraucht, um zu verdeutlichen, warum eine mehrseitige Dokumention im Sinne von „unsere Uni macht es so und so“ nicht so hilfreich für die Übertragung des Assessments in einen neuen Kontext ist wie die kompakte Darstellung einzelner Lösungen bezogen auf ein Problem in einem konkreten Kontext. Oder anders formuliert: Nicht jede Lösung passt zu jedem Kontext gleich gut. Schließlich waren sich die Projektbeteiligten aber über den  Sinn und Nutzen einig und der Einsatz didaktischer Pattern wurde als Methode zur Dokumentation ausgewählt. Die weiteren Planungen dazu stehen noch in den Startlöchern. Angedacht wurde aber z.B., Lehrende der beteiligten Hochschulen zu einem Pattern-Workshop einzuladen, bei dem man gemeinsam die Erfahrungen in einem Wiki dokumentiert, sich dann darüber austauscht und schließlich zu konkreten Pattern gelangt. Mal schaun, ob es möglich ist, dass ich mich dabei auch einklinke. Leider ist Hannover nicht um die Ecke und die Reisebehilfen sind begrenzt. Aber den Austausch – wenn auch womöglich nur virtuell – möchte ich auf alle Fälle beibehalten.

P.S.: Durch ELAN e.V. (ebenfalls Partner im Projekt) wurde ein Wiki zum Thema E-Prüfungen aufgesetzt. Sehr spannend für meine Diss – sowohl als Quelle wie auch als Methode.

P.P.S.: Nicht zu verwechseln ist das in meinem Projekt geschilderte informelle Projekttreffen mit der offiziellen N2E2-Auftaktveranstaltung, zu der ich leider mangels Zeit und Reisemitteln nicht fahren konnte.

http://n2e2.elan-ev.de/N